Ach ja, die Reeperbahn. Einst berühmt-berüchtigt als „sündige Meile“ Hamburgs, hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel durchgemacht. Wo früher Seeleute, Prostituierte und zwielichtige Gestalten das Bild prägten, ist heute ein pulsierendes Viertel mit einer vielfältigen Mischung aus Clubs, Bars, Restaurants, Theatern und Szeneläden zu finden. Aber der Ursprung der Reeperbahn hat mit Parties & Co. so gar nichts am Hut.
Der Name Reeperbahn: Ein geschichtlicher Einblick
Die Reeperbahn verdankt ihren Namen einem unscheinbaren, aber einstmals wichtigen Gewerbe: der Seilerei.
Im 17. und 18. Jahrhundert siedelten sich die Reepschläger, die langen Seile für die Schifffahrt auf der Elbe herstellten, am Rande der Hamburger Stadtbefestigung an. Die langen Bahnen, auf denen die Seile gedreht und geteert wurden, gaben der heutigen Reeperbahn ihren Namen.
Mit dem Niedergang der Segelschifffahrt verlor die Seilerei an Bedeutung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Straße zwischen Endoklinik und den „Tanzenden Türmen“ zu einem Vergnügungsviertel mit zahlreichen Theatern, Tanzlokalen und Sehenswürdigkeiten.
Vom „Reep“ zum Vergnügungsviertel
In den 1960er Jahren erlebte der „Hamburg Kiez“ ihre Blütezeit als Rotlichtviertel. Die Beatles spielten in Clubs wie dem Star-Club und dem Indra, und die Reeperbahn avancierte zum Pilgerort für Fans aus aller Welt. In den folgenden Jahrzehnten prägten Zuhälter und Koberer das Straßenbild, und die Kriminalität war hoch.
Hamburgs Kiez: Gentrifizierung und neue Herausforderungen
Seit den 1990er Jahren befindet sich die Reeperbahn im Wandel. Mit der Sanierung des Viertels und der Ansiedlung neuer Clubs und Restaurants begann ein Prozess der Gentrifizierung. Die Kriminalität sank, und die Reeperbahn entwickelte sich zu einem beliebten Ausgehviertel für Studenten und Touristen.
Diskussionen um die Zukunft der Reeperbahn
Der Wandel der Reeperbahn bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Die Mieten steigen, und viele der traditionellen Clubs und Szeneläden sehen sich durch die Verdrängung bedroht. Aktuell tobt eine Debatte um die Zukunft des Molotow, eines der bekanntesten Clubs der Stadt, dessen Mietvertrag nicht verlängert wurde.
Die Reeperbahn: Ein Spiegelbild der Gesellschaft
Die Reeperbahn war und ist immer ein Spiegelbild der Hamburger Gesellschaft. Sie ist ein Ort der Gegensätze, an dem sich Tradition und Moderne, Armut und Reichtum, Subkultur und Mainstream treffen. Die Diskussionen um die Zukunft der Reeperbahn zeigen, dass es keine einfache Antwort auf die Frage gibt, wie sich dieses geschichtsträchtige Viertel weiterentwickeln soll. Man kann aber davon ausgehen, dass auch hier die älteren Generationen sagen: „Früher war alles besser…“