Hamburgs Grüner Bunker
Mitten im Herzen Hamburgs steht ein eindrucksvolles Gebäude, das sowohl ein Relikt aus dunklen Zeiten als auch ein Symbol für eine grüne Zukunft unserer geliebten Hansestadt ist: der Hochbunker an der Feldstraße, auch bekannt als der „Grüne Bunker“.
Unübersehbar für Besucher des Hamburger Doms oder auch der Reeperbahn zieht dieser imposante Bau nicht nur durch seine schiere Größe und seine historische Bedeutung die Blicke auf sich, sondern auch durch seine außergewöhnliche neue Nutzung ab Juli 2024.
Die Entstehung des Bunkers im Zweiten Weltkrieg
Der Hochbunker an der Feldstraße wurde während des Zweiten Weltkriegs, in den Jahren 1942 bis 1943, errichtet. Er war Teil eines umfassenden Verteidigungsnetzwerks, das die nationalsozialistische Regierung zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Verteidigung gegen alliierte Luftangriffe errichtete. Mit seinen massiven Betonwänden und seiner strategischen Lage sollte der Bunker nicht nur als Schutzraum dienen, sondern auch als Flakbunker, von dem aus Flugabwehrgeschütze feindliche Flugzeuge abschießen sollten.
Der Bau dieses Giganten war eine immense Herausforderung. Tausende von Zwangsarbeitern wurden unter oft unmenschlichen Bedingungen eingesetzt, um dieses monolithische Bauwerk zu errichten. Mit einer Grundfläche von 75 x 75 Metern und einer ursprünglichen Höhe von 38 Metern konnte der Bunker bis zu 25.000 Menschen Schutz bieten – auch wenn seine Kapazität auf 18.000 beschränkt war. Seine 3,5 m dicken Wände und 5 m starken Decken machten ihn nahezu unzerstörbar und zum größten Zivilschutzbunker Hamburgs und Zufluchtsort der umliegenden Bewohner.
Die Nachkriegszeit: Vom Schutzraum zum Kulturdenkmal
Foto: Australian armed forces, Public domain, via Wikimedia Commons
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand der Bunker vorerst leer. Hamburg, wie viele andere deutsche Städte, lag in Trümmern, und der Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur war enorm. In den 1950er Jahren wurde der Bunker teilweise umfunktioniert, um dringend benötigten Wohnraum und Lagermöglichkeiten zu bieten. Doch seine ursprüngliche Bestimmung als Schutzraum verblasste allmählich in den Hintergrund.
Am 26. Dezember 1952 erlebte der Hochbunker an der Feldstraße eine historische Premiere: Aus einem Fernsehstudio im Flakturm des Bunkers wurde die erste Ausgabe der Tagesschau ausgestrahlt. Dieses Ereignis markierte den Beginn einer neuen Ära in der deutschen Medienlandschaft und verankerte den Hochbunker fest in der Geschichte der Rundfunkübertragung.
Foto von Christian Bardenhorst auf Unsplash
Die Wahl des Bunkers als Standort für das Studio war nicht nur eine pragmatische Entscheidung aufgrund der stabilen und schallisolierenden Bauweise, sondern symbolisierte auch einen Wandel in der Nutzung des Gebäudes – von einem Ort des Krieges und der Verteidigung hin zu einem Zentrum für Information und Kommunikation. Dieser Moment, als die Tagesschau zum ersten Mal auf Sendung ging, bleibt ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Bunkers und zeigt eindrucksvoll, wie er immer wieder neuen Zwecken angepasst wurde.
Bild von ddzphoto auf Pixabay
In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich der Hochbunker immer wieder. Er diente als Lagerhaus, Tonstudio und Veranstaltungsort. Die massiven Betonwände boten ideale Bedingungen für Tonstudios und Clubs, wie zum Beispiel dem Übel & Gefährlich, Terrace Hill und dem gleichnamigen Club „Bunker“ in dem der hier schreibende Autor in seinen jungen Jahren an den Reglern stand. 😉
Der Wandel zum Grünen Bunker: Ein Projekt der Superlative
Nach der Genehmigung des Bezirksamt Mitte begann am 12. Juli 2017 ein neues Kapitel in der Geschichte des Hochbunkers. Die Stadt Hamburg genehmigte ein ehrgeiziges Projekt, das den Bunker in ein Symbol für Nachhaltigkeit und Innovation verwandeln sollte.
Die Vision: Der Bunker sollte nicht nur erhalten, sondern durch einen spektakulären Dachgarten erweitert werden. Das Projekt sah vor, auf dem Dach des Bunkers eine 10.000 qm große grüne Oase mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen anzulegen. Zudem sollten neue Flächen für kulturelle Veranstaltungen, einem Hotel, Büros und Gastronomie entstehen.
Die Planungen und der Bau waren eine technische und logistische Meisterleistung. Der Bunker musste so umgebaut werden, dass die immense Last der neuen Grünflächen und Gebäude getragen werden konnte. Das Dach wurde verstärkt und eine aufwendige Bewässerungsanlage installiert, um den Pflanzen auch in luftiger Höhe optimale Bedingungen zu bieten.
Juli 2024: Die Eröffnung des Grünen Bunkers
Die neuen Nutzungsbereiche des Bunkers sind vielfältig. Neben den Grünflächen gibt es weiterhin Veranstaltungsräume, die für Konzerte, Ausstellungen und Events genutzt werden. Eine Aussichtsplattform ermöglicht einen atemberaubenden Blick über Hamburg. Diese ist über den Bergpfad zu erreichen, der sich an den Außenseiten empor schlängelt. In den unteren Etagen des Bunkers haben sich Start-ups, Künstler und Kreative angesiedelt. Die Kombination aus historischer Bausubstanz und moderner Architektur schafft eine einzigartige Atmosphäre, die Besucher und Mieter gleichermaßen begeistert.
Der Dachgarten mit seinen 4.700 Pflanzen hat eine maximale Besucherzahl von 900 Personen gleichzeitig. Es gibt unterschiedliche Öffnungszeiten für Sommer und Winter. In den Sommermonaten ist der Dachgarten von 9:00 bis 21:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt zum Dachgarten ist für alle kostenlos. Nur Hunde müssen draußen bzw. unten bleiben.
© Mediaserver Hamburg / Matthias Plander (Hamburgviews)
Gleichzeitig steht der Grüne Bunker für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft. Die Grünflächen auf dem Dach sollen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten, indem sie CO2 binden und die Luftqualität verbessern. Die Nutzung regenerativer Energien und innovativer Technologien macht den Bunker zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Ein Symbol für Wandel und Innovation
Der Grüne Bunker ist also weit mehr als nur versteinertes Überbleibsel aus Kriegszeiten. Seine Geschichte zeigt, wie ein Bauwerk, das einst für Krieg und Zerstörung stand, zu einem Ort der Unterhaltung, der Erholung und der Kreativität werden kann. Die Transformation des Bunkers beweist, wie historische Gebäude neu gedacht und in eine moderne, nachhaltige Nutzung überführt werden können – ähnlich wie die Elbphilharmonie, die ja ebenfalls auf einem alten Gebäude, dem alten Kaispeicher, thront.
Die erfolgreiche Umsetzung dieses Projekts verdanken wir der Vision und dem Engagement vieler Menschen – von Architekten und Ingenieuren über Stadtplaner und Politiker bis hin zu den Bürgern Hamburgs, die das Projekt mit ihrer Unterstützung und ihrem Enthusiasmus begleitet haben. Und natürlich den toleranten Anwohnern, die die Pläne nicht alle befürwortet haben.
Der Verein Hilldegarden e.V., der aus dem Stadtteil entstanden ist, hat sich mächtig ins Zeug gelegt. Gemeinsam mit dem Eigentümer haben sie in verschiedenen Gruppen getüftelt und ein Konzept entwickelt, das den Bunker für euch öffnet, ihn als Mahnmal bewahrt und gleichzeitig Raum für Kultur schafft.
Fazit: Der Grüne Bunker als Vorbild für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Der Hochbunker an der Feldstraße ist meiner Meinung nach ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Geschichte und Moderne perfekt miteinander verbunden werden können. Der Grüne Bunker zeigt abermals, dass es möglich ist, historische Bauwerke zu bewahren und gleichzeitig zukunftsweisende, nachhaltige Projekte zu realisieren.
Wenn ihr das nächste Mal in Hamburg seid, solltet ihr unbedingt einen Abstecher zum Grünen Bunker machen. Zudem denke ich, dass er ordentlich Potential hat, einer der neuen Hamburger Lieblingsorte zu werden.