Schellfischtunnel

Ein mit KI erstelltes historisches Bild zeigt das Ende des Schellfischtunnels, aus dem gerade Dampflok mit Waggons herausgefahren kommt. Rechts neben den Schienen stehen Hafenarbeiter.
Die mögliche historische Anmutung des Schellfischtunnel auf Basis von KI-Einsatz.

Heute werfen wir wieder einen Blick in die Vergangenheit und begeben und auf die Spuren des Schellfischtunnels – einer Anlage an der Elbmeile, die einst das Fischgeschäft revolutionierte. Das unterirdische Bauwerk diente dazu, den Fischhandel auch über die Grenzen der Stadt weiter auszubauen. Die Verbindung zwischen dem Hamburger Hafen und dem Bahnhof Altona war maßgeblich daran beteiligt. Wir schauen nicht nur auf die evolutionäre Rolle des Tunnels, von seinem Einfluss auf den Handel, sondern auch auf seine Bedeutung im Zweiten Weltkrieg.

Der Schellfischtunnel: Die Eröffnung

Es ist der 18. Januar 1876, und in Hamburg wird ein Bauwerk eröffnet, das nicht nur die Stadt, sondern auch die Art und Weise, wie Fisch transportiert wird, maßgeblich beeinflussen sollte: der Schellfischtunnel. Ursprünglich gebaut, um den Fischtransport effizienter zu gestalten, entwickelte sich dieser Tunnel zu einem zentralen Knotenpunkt in der Hamburger Infrastruktur. Das Bauunternehmen Johann Hinrich Ehlers erhielt im Jahr 1974 den Zuschlag für die Errichtung der ovalen Tunnelröhre.

Heute werfen wir einen Blick auf die spannende Geschichte dieses Bauwerks, das mittlerweile als Denkmal der Industrie- und Verkehrsgeschichte gewürdigt wird.

Lage, Länge und Strecke

Der Tunnel, der sich über eine Länge von etwa 961 Metern erstreckt, wurde 1895 verlängert, um den wachsenden Anforderungen des Hamburger Hafens gerecht zu werden. Diese Erweiterung war ein entscheidender Schritt, um die Effizienz im Transportwesen weiter zu steigern. Die strategische Lage und die bauliche Beschaffenheit des Tunnels ermöglichten es, große Mengen an Fisch und anderen Waren schnell und sicher von den Schiffen in die Stadt und umgekehrt zu transportieren.

Verlauf des Schellfischtunnels
Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de

Überirdisch erstreckte sich die Altonaer Hafenbahn auf rund 1,4 km entlang der Großen Elbstraße und verband die Fischauktionshalle, den Fischereihafen Altona sowie angrenzende Fischverarbeitungsbetriebe mit Kühlwagen. Noch heute sind die ursprünglichen Gleisabschnitte – beispielsweise vor dem Elbkaihaus und den alten Kühlhallen – im Kopfsteinpflaster sichtbar.

Die Bedeutung des Schellfischtunnels für Hamburg

Der Schellfischtunnel war mehr als nur eine Transportroute; er war ein Symbol für den Fortschritt und die Innovationskraft Hamburgs in einer Zeit, in der die Stadt zu einem der wichtigsten Handelshäfen Europas aufstieg. Und das war auch wichtig, denn Hamburg war nicht immer ein relevanter Hafen an der Elbe. Bis ins 13. Jahrhundert war Stade der wichtigste Hafen an der Unterelbe zwischen Cuxhaven und Harburg. Hamburg war damals noch ein vergleichsweise kleiner Binnenhafen und konnte bei Seeschiffen nicht mithalten. Die Fähigkeit, große Mengen an Waren effizient zu transportieren, war entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt und trug maßgeblich dazu bei, Hamburg zu dem zu machen, was es heute ist: eine der bedeutendsten Hafenstädte der Welt.

Obwohl der Tunnel heute nicht mehr in Betrieb ist, dient er als Erinnerungsstück und Lehrmittel, das Besuchern und Einheimischen gleichermaßen die Möglichkeit bietet, mehr über die faszinierende industrielle Vergangenheit Hamburgs zu erfahren. Der Schellfischtunnel bleibt ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt und ein Denkmal, das stolz die Zeiten überdauert hat.

Technische Innovationen und die Bauweise des Schellfischtunnels

Der Schellfischtunnel, eine beeindruckende Konstruktion aus Ziegel und Beton, steht als Zeugnis für die technischen Fähigkeiten seiner Erbauer. Als er Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, galt die Verwendung dieser Materialien als besonders fortschrittlich und ermöglichte eine Bauweise, die nicht nur robust, sondern auch langlebig war.

Die Elektrifizierung des Tunnels im Jahr 1911 war ein weiterer Meilenstein in seiner Geschichte. Diese Modernisierung ermöglichte eine noch effizientere Nutzung und stärkte Hamburgs Position als innovativer Handelsknotenpunkt. Die elektrischen Züge, die durch den Tunnel fuhren, verbesserten den Transport von Fisch und anderen Gütern erheblich, was wiederum die Fischverarbeitungsindustrie in der Region stärkte. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit wurde die Stromspannung auf 3kV reguliert, um Funkenflüge zu vermeiden.

Der Schellfischtunnel im Zweiten Weltkrieg: Ein Zufluchtsort

Während der dunklen Jahre des Zweiten Weltkriegs nahm der Schellfischtunnel eine ganz andere Rolle ein, die weit über den Transport von Waren hinausging. Als Luftschutzraum bot er vielen Hamburgern Schutz vor den Bombenangriffen, die die Stadt regelmäßig heimsuchten. Diese neue Funktion unterstreicht die Vielseitigkeit und Bedeutung des Tunnels in der Geschichte Hamburgs. Es ist beeindruckend, wie schnell sich die Nutzung eines solchen Bauwerks an die dringenden Bedürfnisse der Zeit anpassen konnte.

Nach dem Krieg kehrte der Tunnel zu seiner ursprünglichen Funktion zurück, aber die Spuren der Kriegsjahre blieben in den Erzählungen der Menschen und in der physischen Struktur des Tunnels erhalten. Es ist faszinierend, wie ein Ort je nach den Umständen verschiedene Rollen einnehmen kann und dabei immer ein integraler Bestandteil des städtischen Lebens bleibt.

Die Geschichte des Schellfischtunnels als Luftschutzraum ist ein starkes Beispiel dafür, wie Bauwerke in Krisenzeiten zweckentfremdet und genutzt werden können.

Das Ende des Schellfischtunnels

Nachdem der Schellfischtunnel Jahrzehnte lang eine zentrale Rolle im Transportwesen Hamburgs gespielt hatte, begann mit den Veränderungen im Hafenbahnbetrieb und der Entwicklung neuer Technologien sein schrittweiser Niedergang. 1992 wurde der Schellfischtunnel schließlich stillgelegt. Seitdem dient er der Stadt lediglich als historisches Denkmal.

Verlassener Bahnsteig am südlichen Eingang zum Schellfischtunnel
Flor!an, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Initiativen und die museale Zukunft des Schellfischtunnels

Obwohl der Schellfischtunnel seit 1992 nicht mehr aktiv genutzt wird, hat sein kultureller und historischer Wert dazu geführt, dass er nicht in Vergessenheit gerät. Initiativen wie der Hamburger Unterwelten e.V. setzen sich intensiv für den Erhalt und die museale Nutzung dieses technischen Denkmals ein. Diese Bemühungen zeigen, wie bedeutsam der Tunnel für das historische Bewusstsein und das kulturelle Erbe Hamburgs ist.

Die Idee, den Schellfischtunnel in ein Museum zu verwandeln, das nicht nur die Geschichte des Tunnels, sondern auch die des Hamburger Hafens und der Fischindustrie beleuchtet, gewinnt zunehmend an Popularität. Stell Dir vor, Du könntest durch die alten Tunnelgänge wandern, begleitet von Ausstellungen, die Dir die Geschichte lebendig machen. Das wäre nicht nur für Geschichtsinteressierte faszinierend, sondern auch für Familien und Schulklassen eine lehrreiche Erfahrung.

Die Nutzung des Tunnels für gelegentliche Führungen hat bereits gezeigt, dass großes Interesse an der historischen Stätte besteht. Diese Führungen bieten eine einzigartige Perspektive auf die technischen und architektonischen Aspekte des Tunnels und erlauben den Besuchern, ein Stück Hamburger Geschichte hautnah zu erleben. Die Resonanz auf solche Veranstaltungen ist ein klarer Indikator dafür, dass der Schellfischtunnel auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen könnte.

Die Frage nach der zukünftigen Rolle des Schellfischtunnels bleibt spannend. Mit der richtigen Planung und Unterstützung könnte er zu einem zentralen Anlaufpunkt für städtebauliche und touristische Projekte in Hamburg werden. Die Möglichkeit, den Tunnel in das städtische Leben zu reintegrieren, sei es durch kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen oder als festen Bestandteil eines historischen Rundgangs durch Hamburg, bietet vielfältige Chancen.

Wenn Du also das nächste Mal in Hamburg bist und ein wenig Zeit hast, erkundige Dich nach den Führungen im Schellfischtunnel. Es könnte eine einmalige Gelegenheit sein, tiefer in die Vergangenheit deiner Lieblingsstadt einzutauchen und vielleicht sogar einen Blick in ihre Zukunft zu werfen. Der Schellfischtunnel, als Zeuge der Geschichte und als Denkmal, hat definitiv noch viel zu bieten.

Der Schellfischtunnel: Ort der Begegnung und des Austauschs

Der Schellfischtunnel war nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein sozialer Treffpunkt für die Menschen im historischen Hamburg. Arbeiter, Händler und Besucher strömten im wuseligen Geschäftstreiben täglich durch diesen Tunnel, tauschten Geschichten aus und meisterten gemeinsam noch nicht komplett durchdigitalisierten Arbeitsalltag. Diese Interaktionen trugen dazu bei, dass der Tunnel zu einem lebendigen Ort des Austauschs und der Gemeinschaft.

In den besten Zeiten des Tunnels, als der Fischmarkt in voller Blüte stand, war die Atmosphäre im und um den Tunnel herum elektrisierend. Die Menschen kamen aus allen Teilen der Stadt, um frischen Fisch zu kaufen oder einfach nur das geschäftige Treiben zu beobachten.

Wenn Du also das nächste Mal in Hamburg bist und den Schellfischtunnel besuchst, denke an die vielen Menschen, die hier ein- und ausgegangen sind. Der Hamburger Unterwelten e.V. bietet übrigens regelmäßig ca. 90–120 minütige Führungen durch den Schellfischposten an.

Der Schellfischtunnel ist eine der zahlreichen Attraktionen entlang der Hamburger Elbmeile. Der gleichnamige Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Bekanntheitsgrad dieser Route und ihrer ansässigen Betriebe zu steigern, den Zusammenhalt vor Ort zu stärken und das daraus entstehende Markenimage weiter auszubauen. Als Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und Gewerbetreibenden setzt er sich zudem für den Erhalt und die Förderung der Tradition des Altonaer Fischmarktes und Hafens ein, koordiniert gemeinsame Werbe- und PR-Aktionen und organisiert gemeinnützige Veranstaltungen zur Förderung von Kunst, Kultur, Sport und Jugendarbeit.

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